Welches ist die richtige Blumenerde für den Balkon?

Mit Beginn der Pflanzsaison füllen sich die Gartencenter mit Paletten voller Blumenerde. Die Auswahl scheint unendlich zu sein, sodass sich nicht umsonst die Frage stellt: Welche ist die richtige Blumenerde für meinen Balkon? Wir zeigen die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Sorten auf und machen die Entscheidung damit hoffentlich ein wenig leichter. 

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© Cora Müller/ 123RF.com

Wozu dient Blumenerde?

Blumenerde legt den Grundstein für die Blütenpracht eines jeden Balkons. Doch welche Funktionen hat Erde überhaupt? Das Ziel jeglicher Erden ist es, den Bedürfnissen der Pflanzen gerecht zu werden. Diese können von Pflanze zu Pflanze sehr unterschiedlich sein, was auch die große Auswahl an Erden erklärt. Allem voran ist es jedoch von hoher Bedeutung, dass Nährstoffe und Wasser gespeichert werden, die langsam an die Balkonpflanzen abgegeben werden können. Erde gibt Pflanzen Halt und sorgt auf diese Weise für freie Entfaltungsmöglichkeiten der Wurzeln, die sich über einen gut belüfteten Boden außerordentlich freuen. Um den Pflanzen ein bestmögliches Zuhause zu schaffen, sollte man nicht an der Qualität der Erde sparen. Gerade in Balkonkästen ist die genutzte Erde von großer Bedeutung. Die Pflanzen haben häufig nur wenig Raum zur Verfügung, sodass dieser optimal genutzt und unterstützt werden sollte. 

Unser Tipp:
Gute Qualität kann durch eine einfache Faustprobe getestet werden. Hierzu nimmt man eine Faustvoll Erde in die Hand und testet, ob sie sich zusammendrücken lässt oder sogar zusammenklebt. Ist dies der Fall, nimmt man lieber Abstand vom Kauf. Die Pflanzenwurzeln könnten später zu wenig Luft bekommen.

Die altbekannte Torferde

Die klassische Blumenerde besteht zu großen Teilen aus Torf und Ton. Dabei nimmt der Torf den weitaus größeren Teil ein. Der krümelfeste Ton sowie Kalk- und Düngemittel werden je nach Art der Blumenerde in unterschiedlichen Mengen zugesetzt. Eine Anreicherung mit Naturton sorgt dafür, dass die Speicherfähigkeit für Wasser und Nährstoffe deutlich verbessert wird. Je nach Mischverhältnis verfügen Standardmischungen meist über einen pH-Wert von 6. Abhängig vom Einsatzzweck der Blumenerde sollte auf den Anteil des Düngemittels geachtet werden. Erde für herkömmliche Topf- und Kübelpflanzen wird beispielsweise deutlich stärker gedüngt als Aussaaterde. Aussaaterde verfügt zwar über sehr ähnliche Grundbestandteile, der Düngeranteil fällt jedoch geringer aus. Grund dafür ist, dass für die Aussaat nur ein geringer Nährstoffgehalt vonnöten ist. Ziel ist es, die Sämlinge zu schonen und vor allem Salzschäden zu vermeiden.

Erden, die zu großen Teilen aus Torf bestehen (teilweise bis zu 90%), eignen sich vor allem für Pflanzen, die es gerne sauer mögen. Der pH-Wert liegt lediglich bei 2,8 bis 3,2. Gerade die beliebte Frühjahrsblume Primel hat eine saure Umgebung sehr gerne und fühlt sich darin richtig wohl. Gleichzeitig befinden sich häufig wenige Nährstoffe in dem natürlichen Rohstoff. Der positive Nebeneffekt des nährstoffarmen Torfs ist eine von Samen und Krankheitserregern befreite Umgebung.

Neben diesen positiven Eigenschaften bringt die Torferde leider auch einige Nachteile mit sich. Der niedrige pH-Wert kann schnell zu einer Übersäuerung des Bodens führen, sodass zusätzliche Nährstoffe hinzugefügt werden, um den Boden wieder zu entsäuern. Gleichzeitig gilt der Torfabbau als außerordentlich umweltschädlich. Für die Gewinnung werden Moore trockengelegt und zahlreiche Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört. Im Hinblick darauf, dass es sich hierbei um einen sehr langsam nachwachsenden Rohstoff handelt (für einen Meter Torf werden laut NABU bis zu 1000 Jahre benötigt), sollten Alternativen erwogen werden, die eine deutlich bessere Ökobilanz aufweisen können.

Viele Hersteller bieten inzwischen torfreduzierte Erde an. Zielt man darauf ab, weniger Torf zu verbrauchen, ist jedoch Vorsicht geboten. Ein Blick auf die genaue Zusammensetzung zeigt schnell, dass häufig auch diese Erde mit bis zu 80% sehr torflastig ist und das Vorhaben somit nicht erfüllt werden könnte.

Blumenerden ohne Torf: ein Geschenk für die Umwelt

Durch alternative Rohstoffe kann gänzlich auf Torf verzichtet werden. So können die positiven Eigenschaften des Torfs beispielsweise durch Kompost oder Holz- und Kokosfasern ersetzt werden. 

Komposterde: organische Abfälle gut genutzt

Komposterde stellt einen natürlichen Rohstoff aus organischen Abfallprodukten dar. Ob Grünschnitt oder Biotonnenabfälle – die Herstellung der Komposterde ist besonders umweltfreundlich. Die Erde ist sehr nährstoffreich und fördert auf natürliche Weise die Bodenstruktur – auch im Balkonkasten. Der pH-Wert der Komposterde liegt meist zwischen 7 und 8,5. Während eine Übersäuerung des Bodens somit unwahrscheinlich ist, eignet sich die Erde eher weniger für Pflanzen, die es gerne sauer mögen. Aufpassen sollte man hier auch bezüglich der Qualität. Häufig kann es zu starken Qualitätsunterschieden kommen: Dann besteht zum Beispiel die Gefahr unerwünschter Samen im gut geplanten Balkonarrangement. 

Holzfasern: nachwachsender Rohstoff

Holzfasern sind der Charakteristik des Torfs am ähnlichsten und bieten damit eine umweltfreundliche Alternative. Der nachwachsende Rohstoff wird aus aufbereiteten Holzspänen gewonnen und ist meist regional verfügbar, sodass lange Transportwege verhindert werden können. Durch die zarten Holzfasern ist eine exzellente Durchwurzelung möglich, die gleichzeitig zu einem sehr guten Luftaustausch im Boden führt. Je nach Anwendung kann dabei zwischen unterschiedlichen Holzstrukturen ausgewählt werden. Der pH-Wert der Holzfasern liegt zwischen 3,6 und 6. Damit ist er zwar noch höher als bei mancher Torferde, jedoch nah dran und damit durchaus für „saure Pflanzen“ geeignet. Die Wasserspeicherkapazität ist hingegen eher gering, sodass die Gießkanne gerade in Wärmeperioden öfter zur Hand genommen werden sollte. 

Kokoserde: ein praktisches Nebenprodukt

Ein echter Renner der letzten Jahre ist die allseits beliebte Kokoserde. Die aus der Kokosnuss gewonnenen Kokosfasern bilden einen schnell wachsenden Rohstoff, der außerordentlich leicht zu handhaben und zudem noch besonders ökologisch ist. In getrockneter Form nehmen die Fasern kaum Platz in Anspruch, sodass sie sich sehr leicht transportieren und verstauen lassen. Die braunen Fasern verfügen über sehr gute Wasserspeicherkapazitäten, so können sie das 10fache ihres eigenen Volumens aufnehmen und zeichnen sich durch ihre durchlässige Struktur aus. Gerade als Anzuchterde ist Kokoserde damit sehr gut geeignet. Als ungedüngte organische Aussaaterde ermöglicht sie vielen Pflanzen einen optimalen Start in die Pflanzsaison. Die Nährstoffarmut der Kokosfasern verlangt dementsprechend Düngergaben im alltäglichen Gebrauch. Je nach den Bedürfnissen der Pflanzen kann man Häufigkeit, Art und Umfang der Düngung selbst bestimmen. Der pH-Wert des Kokosnussproduktes liegt bei 5,5 bis 6,5. Neben den vielen Vorteilen lassen sich jedoch auch einige Nachteile nicht verschweigen. Die Kokosnuss ist kein heimisches Produkt, sodass lange Transportwege in Kauf genommen werden müssen. Zudem zeichnen sich Kokosfasern durch einen hohen Salzgehalt aus, den unsere heimischen Pflanzen nicht vertragen. Um diesen Gehalt zu reduzieren, wird viel Energie aufgewendet, sodass die positive Ökobilanz durch den Energieverbrauch und lange Transportwege gemindert wird. 

Rindenhumus: aus Rinde gewonnen

Auch Rindenhumus erfreut sich hoher Beliebtheit und stellt einen natürlichen Rohstoff dar. Dabei kommt der Humus meist nicht als reines Pflanzsubstrat zum Einsatz, sondern wird anderen Erden und Böden zugemischt. Diese Art von Humus entsteht durch die Fermentierung und Zerkleinerung von Nadelholzrinde (meist Fichte oder Kiefer) und wird mit Stickstoff angereichert. Mit einem pH-Wert von 5,5 bis 6,5 ist der Rindenhumus gut für die Stabilisierung sowie für die biologische Aktivität des Bodens geeignet und ist gleichzeitig eher nährstoffarm. Rindenhumus verfügt über eine hohe Wasserspeicheraktivität, sodass aufgenommenes Wasser vor Verdunstung geschützt wird und langsam an die Pflanzen abgegeben werden kann.

Unser Tipp:
Gute Qualität kann durch einen „Riechtest“ erschnuppert werden. Rindenhumus von guter Qualität sollte nicht nach Rinde riechen, sondern an einen Waldboden erinnern. Auf diese Weise kann man sicherstellen, dass die Rinde ausreichend kompostiert wurde. 

Perlite: ein beliebter Zusatzstoff

Bei Perlite handelt es sich um einen Blähton, der als mineralische Beimischung genutzt wird. Ausgangsmaterial für die Herstellung bildet ein vulkanisches Glas. Perlite gilt als beliebtes Nährmedium für Pflanzen, für die das Erdvolumen in Blumenkästen nicht ausreichend ist. Das aufgeblähte Vulkangestein unterstützt die Sauerstoffversorgung und bewirkt die Auflockerung der Erde, sodass einer Verdichtung entgegengewirkt wird und Pflanzen richtig schön durchatmen können. Gleichzeitig wird Feuchtigkeit besser gespeichert und die Erde wird insgesamt durchlässiger. Perlite eignet sich somit perfekt als Beimischung und lässt Pflanzen noch glücklicher werden. 

Unser Fazit: Achte auf Qualität, informiere dich vor der Auswahl genau über die Bedürfnisse deiner Pflanzen und wähle daraufhin die passende Erde für deine Balkonblumen aus. Deine Pflanzen werden es dir danken!